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PHILIPPE CASSARD 37 Das vor Energie übersprudelnde Lied Auf der Bruck D 853 (Text von Schulze, auf dem Hügel Bruck mit Blick über Göttingen geschrieben) scheint Schuberts Schilderungen zu spiegeln. „Wohl könnt’ichüber Berg und Feld/ Auf deinemschlankenRückenfliegen/ Und mich am bunten Spiel der Welt/ An holden Bildern mich vergnügen.“ Dorfmusiken, Kuhglocken auf den Almen, eine getreue Transkription des Jodelns (daszweiteThemadeserstenSatzes Allegroallabreve !),Bauerntänze,Schäfergesang, Glockenspiele, Mandolinen, Harmonikas, Jagdhörner und Trommelwirbel, schwungvolles Geläut von Kirchglocken: der „Soundtrack“ dieser Sonate ist schon allein eine lustvolle Sinneserfahrung, wie nur Schubert sie schaffen konnte. Der Komponist peitscht seinen ersten Satz in einen hektischen Wettlauf, an dessen Ende der Freude und der verspürten Freiheit die Luft ausgeht. Der innigste und friedlichste Gesang im Con moto geht mit demAnblick der einschüchternden Berge einher: Die Wand des Untersbergs ist ganz und gar in der genialen Aufreihung wiederholter Fortississimo-Akkorde (FFF) in C-Dur, der Jupiter -Tonart, beschrieben! Mit dem Rondo kehren wir nach Wien zurück: Die schwankende Kutsche, die schönen Erinnerungen, die in den Dörfern aufgeschnappten Melodien, die man vor sich hin singt oder pfeift. Der Wanderer stellt sein Gepäck mit den letzten Pianissimo-Noten ab. Genau so, wie wir es auch im „ Abschied “ vom Schwanengesang hören: „ Du hast mich wohl niemals noch traurig gesehn/ So kann es auch jetzt nicht beim Abschied geschehn “.
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