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Genies leben auch von Begegnungen, und Brahms machte bedeutende, die ihm Meisterwerke eingaben. Genau wie jene mit dem Klarinettisten Richard Mühlfeld an dessen Lebensabend oder jene mit dem Geiger Joseph Joachim, den Brahms 1853 als blutjunger Mann kennenlernte. Joachim wurde ihm vom Zigeunergeiger Eduard Reményi vorgestellt, den Brahms seit seinem 15. Lebensjahr kannte und der ihm die ungarische Musik offenbarte. Reményi reiste an Brahms’ Seite durch Europa und gab ihm seine berühmten Ungarischen Tänze ein. Das Treffen mit Joachim glich für Brahms einer Offenbarung. Der Geiger drückte seine Bewunderung für den zarten Idealisten aus, wie er Brahms beschrieb: „Nie in meinem Künstlerleben war ich von freudigerem Staunen übermannt worden, als da mir der fast schüchtern aussehende blonde Begleiter meines Landsmannes mit edlem, verklärtem Antlitz seine Sonatensätze von ganz ungeahnter Originalität und Kraft vorspielte. […] Dabei ein Klavierspiel so zart, so phantasievoll, so frei, so feurig, dass es mich ganz in seinem Banne hielt“, schrieb er. AMAURY COEYTAUX, GEOFFROY COUTEAU 37

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