LDV64.5
48 BRAHMS_TRIOS OP.8, 87, 101 & 114 Das im Jahr 1891 geschriebene Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier Op. 114 in a-Moll zeugt von Brahms verspäteter Liebe zur Klarinette, der er zwei Sonaten und ein überwältigendesQuintettwidmet, zweifellos sein letztes großesMeisterwerk, welches unmittelbar auf das Trio folgt. Es zeugt auch von seinem angeborenen Geschmack für die Dämmerung, welche eine höhere Form der Resignation zeichnet. Denn die Klarinette versteht es mehr als jedes andere Instrument, das abnehmende Licht, die goldene Seite, welchen die Dinge annehmen, darzustellen. Wenn sich die Musik von Brahms immer wieder zwischen Glut und Vertrauen entfaltet, dann ist es das letzte von beiden, welches in seinen späten Werken überwiegt; die Leidenschaft darin ist nunmehr als sonst enthalten, angenommen, wie von einer beständigen Melancholie aufgesaugt. Das ist der Ton, den man im Trio hört, genauwie in den Klavierzyklen der Op. 116, 117, 118 und 119, welche 1892-93 geschrieben wurden. Auch wenn Nietzsche so tat, als würde er Brahms nicht mögen (um Wagner nicht zu kränken), könnte einer seiner tiefsten Gedanken vollkommen einigen der letzten Werke des Komponisten gelten — „Der höchste Musiker wäre für mich derjenige, der nur die Traurigkeit des tiefsten Glücks kennen würde.“ Ein „Glück“, das man wie jenes der endgültigen Erfüllung betrachten könnte, jenseits jeglicher Nostalgie, diese „bunt schillernde Glückseligkeit“, Ergebnis einer höheren „Resignation“ (das Amor fati des Denkers) wie sie der Philosoph in seinem Gedicht „Venedig“, von 1888, vor seinem Zusammenbruch, ausdrückt: An der Brücke stand jüngst ich in brauner Nacht.Fernher kamGesang: goldener Tropfen quoll’s über die zitternde Fläche weg.
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