LDV64.5
GEOFFROY COUTEAU, AMAURY COEYTAUX, RAPHAËL PERRAUD, NICOLAS BALDEYROU 45 Das Trio, wie wir es schließlich in seiner endgültigen Fassung zu hören bekommen, ist ein Meisterwerk. Der erste Satz, ein erhabenes und sinnliches Lied, das am Violoncello gegeben wird, ist typisch für den Brahmschen Gefühlsausbruch, mit seinemUmfangund seinemcharakteristischenSchwanken, dienachundnacheine ganze epische und symphonische Welt aufheben, deren Macht einer Erhabenheit gleichkommt. Der zweite Satz, ein Scherzo , ist wild und fantastisch, im Sinne einer Ballade, mit einemThema, das einen richtig volkstümlichen Charakter hat. Daraus erhebt sich ein schönes wiegendes Triomit sanftenHarmonien, von denen Brahms so zahlreiche schrieb. Das folgende Adagio ist eine bewundernswerte Hymne an die Nacht, die statisch und versteinert ist, wie der gleichnamige Zyklus von Novalis... DiegroßenKlavierakkordeauf diedieSaitenantworten, schaffeneineArt räumliche Musik (man könnte fast glauben, man sei bei Ives!) ähnlich wie die Gerüste, welche den Gesang der Natur selbst umgeben. Eine Einlage lässt das Violoncello allein spielen, eine herrliche Beweinung, eine Vorgehensweise, welche Brahms im Andante seines zweiten Klavierkonzerts anwendet. Eine große mystische Seite, welche direkt an Beethoven erinnert und besonders an das Adagio seiner Klaviersonate „Hammerklavier“, Op.106. Im finalen Allegro , das sehr bewegt ist und auch vom Violoncello eingeführt wird, hört man einen sehr eifrigen Choral (die besondereNote der deutschenMusik, derer sichauchSchumannundMendelssohn bedienen), der den Satz bis zu seinem dyonischen Schluss unaufhaltsam mit sich reißt — eine Meereskraft wie im späteren ersten Klavierkonzert.
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