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WILHEM LATCHOUMIA 59 Zu Prokofjews Cinderella … Im Sommer 1943 arbeitete Prokofjew an seinem neuen Ballett Cinderella . Der Musiker brachte dort den dramatischen Aspekt des Textbuches von Nikolaj Volkov (1894-1965) zur Geltung, und zwar ausgehend von Charles Perraults geschriebenem Märchenspiel Aschenputtel [Cendrillon] oder der kleine gläserne Pantoffel . Die Geschichte geht gut aus, denn Cinderella vergibt ihren beiden Schwestern und heiratet den Märchenprinzen. Prokofjew entschied sich nicht für die gleichnamige Erzählung der Gebrüder Grimm, welche wesentlich weniger kindlich ist, zumal beiden Schwestern zur Strafe die Augen ausgepickt werden… Die Musik schaut oft ironisch auf die Figuren, obwohl sie nach eigener Aussage des Komponisten „jegliche Schwierigkeit ablehnt“. Stillschweigend geht er über das sowjetische Regime hinweg, für das Cinderella den Archetyp einer ausgebeuteten Heldin darstellen muss, die sich gegen ihre Unterdrücker auflehnt. Das Bühnenwerk umfasst fünfzig Teilstücke. Im Moskauer Bolschoi-Theater wurde es am 21. November 1945 uraufgeführt. In der Zwischenzeit wurden drei Klavierzyklen komponiert. 1946 schaffte Prokofjew dann drei Orchestersuiten des Balletts.

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