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Und wie nehmen Sie Elgars Cellokonzert wahr? Wer sind Ihre Vorbilder? In meiner Jugend habe ich natürlich Jacqueline du Prés Platte gehört und sie das Stück auch zweimal in Chicago spielen gehört. Ihr Charisma erstaunte mich, und gleichzeitig hörte ich das Werk in meinem Kopf anders. Ich bewundere und respektiere ihre Interpretation sehr, aber sehe und verstehe das Werk durch ein anderes Prisma. Vielleicht jenes von Casals: Seine Aufnahme hat mich gezeichnet. Die Konzentration des Klangs, der intensiveAusdruck, das Ausbleiben von Effekten und die Innerlichkeit sprechen zu mir. Er hebt die Gegenwart des Todes hervor. Übrigens nahm er das Werk nach einer langen Zeit ohne Konzerte auf, und nicht grundlos wählte er Elgars Cellokonzert mit Adrian Boult. Es war das Jahr 1945, und das Werk stammte vom vorherigen Krieg. Casals‘ Situation im Exil fand in Elgars Cellokonzert eine Art Spiegel. Er hätte Dvořáks Cellokonzert wählen können, doch in seiner persönlichen Situation und mit seinem ganz eigenen historischen Bewusstsein entschied er sich für Elgar. 72 BLOCH | ELGAR
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