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28 TALES OF THE JAZZ AGE Das Kopfsteinpflaster des Boulevard Raspail glänzt unter dem Regen, der Paris seit den Morgenstunden kitzelt. In der Nummer 45 in einem berühmten Artdéco-Hotel am Rive gauche tippt James Joyce im Salon, während Picasso für ein üppiges Mahl zahlt, indem er auf die Tischdecke malt. Es heißt, er habe sie nie signiert… Er wollte die Rechnung zahlen, nicht etwa das Hotel kaufen. Das Pariser Kopfsteinpflaster glänzt unter dem Regen, der es seit den Morgenstunden kitzelt. Der Abend ist angebrochen, und die Pariser drängen auf die Pont de l’Alma, dann entlang der Avenue Montaigne und drehen sich automatisch zum nicht allzu weißen Marmor des Théâtre des Champs-Elysées im allgegenwärtigen Art-déco-Stil. Wie auch das Bœuf sur le toit ein Stück nördlicher am Rive droite. Dort, so heißt es, wird die Zukunft der Kunst aufgeführt. Hochtrabende Worte! Betritt man das Kabarett, erklingt sobald das Klavier von Jean Wiéner, der Gershwin spielt, erst kürzlich aus den USA importiert. Ein anderer Pianist klopft ihm auf die Schulter, setzt sich ans Klavier und spielt Cole Porter. Dieser Pianist ist Clément Doucet, der sich damit vergnügt, die Musik von anno dazumal zu verspotten, indem er Wagner grooven lässt. Wagner? Grooven? In der Music Hall wird das Unmögliche wahr. Wiéner setzt sich erneut ans Klavier, spielt einige Noten, und nun singt Doucet aus vollem Halse eine Melodie von Kurt Weill, frisch aus dem Berliner Kabarett hervorgegangen. Es ist anstößig. Es ist perfekt.

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