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37 BEATRICE BERRUT Das zweite Stück, „Die bipolare Meerjungfrau“, ist eine Anspielung auf Ravels Ondine, auch wenn ich die Loreley auf ihrem Felsen über dem Rhein im Sinn hatte. So sind die Harmonien direkt von Wagner und Liszt inspiriert, gleiten jedoch zuweilen in die Dissonanz ab. Es geht um die emotionale Intensität der Frau, die zwischen Träumerei und Wut schwanken kann. Zuletzt stellt das dritte Stück, „Sie hat seinen Kuss zum Erwachen nicht abgewartet“, die Entwicklung einer Seele dar, deren Klagen man zunächst hört. Daraufhin taucht das gleiche Thema anders harmonisiert auf, in einer seltsamen Stimmung, welche die inneren Fragen widerspiegelt und in einem Siegeslied der Entfaltung mündet. Hier spiele ich auf den Individualisierungsvorgang an, wie ihn der Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung beschreibt, dessen Schriften mich sehr inspiriert haben.

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