31 BEATRICE BERRUT Eine Transkription ist also eine persönliche Sicht auf das Werk eines anderen. Ist das nicht einschüchternd? Die volle Pracht eines Orchesters, wuchtige Blechbläser oder lange StreicherSostenuti am Klavier nachzubilden, ist ein schwieriges Unterfangen. Es ist eine wahrhaftige intellektuelle, pianistische und künstlerische Herausforderung, doch derart anregend! Umso mehr als man sich zuweilen auf unerwarteten Wegen ins Unbekannte führen lässt. Zudem gilt es, sich frei zu fühlen und sich nicht vom Respekt vor dem nahezu heiligen Originaltext lähmen zu lassen, im Gegensatz zu dem, was uns unsere Lehrer vermittelt haben. Denn große Musik ist so mächtig, dass sie das Auslassen eines Crescendos oder Akzents sowie ein paar kleine Kompromisse vertragen kann. Transkriptionen sind zwangsläufig blasphemisch. Demnach scheint mir Blasphemie zu liegen!
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