46 BRAHMS ∙ TRIOS FÜR KLAVIER, VIOLINE UND VIOLONCELLO Zwischen der Komposition des umfassenden, jugendlich-feurigen Ersten und des Zweiten Trios op. 87 vergingen 27 Jahre… Brahms war nunmehr knapp 50 Jahre alt. Wie entwickelte sich sein Stil weiter? Pauline: Die klassische Triostruktur, die drei Instrumente in Dialog stellt, beschreibt das Opus 87 kaum. Es verlangte uns eine andere Herangehensweise ab. Nirgends ist darin die lange Gesangslinie der beiden anderen Trios zu finden. Der Stil hat nichts Vokales, die Intervalle sind oft sehr groß. Keines der Instrumente singt allein. Vielleicht entsprang es weniger dem Herzen als dem Geist. Derart innerlich zerstückelt weist es auch ein dichteres Format auf. Man findet darin nicht den Schwung des Ersten Trios: Es beginnt mit einem Streicher-Unisono ohne Klavier, was absolut ungewöhnlich ist. Fanny: In diesem Trio scheint Brahms mehr emotionalen Abstand zu nehmen. Sein Stil ist anspruchsvoller geworden, seine Anlage prägnanter. Mein Part ist nicht besonders violinistisch! Allein daran zu arbeiten, ist nicht leicht, so sehr hängen die Instrumente voneinander ab. Die Anlage des Trios beruht auf miteinander wie Legosteine verbundenen Elementen. Dabei gilt es, niemals das klangliche Gesamtbild zu vergessen. Angèle: Dieses Trio ist das symbiotischste in Bezug auf den Streicherstil. Besonders erstaunt die Tonart: Brahms wählte C-Dur, die einfachste, doch schrieb damit das komplexeste Trio!
RkJQdWJsaXNoZXIy OTAwOTQx