LDV132-3

45 TRIO SŌRA Was zeichnet das Erste Trio aus? Was bedeutet es für Sie? Pauline: Der Schwung, mit dem es uns sofort mitreißt, jener seiner ausholenden ursprünglichen Melodie, die eine große Liebeserklärung ist. Angèle: Bei der Interpretation lässt sich Brahms’ Schwärmerei für Clara Schumann unmöglich ignorieren. Sie kommt überall in der Partitur, in dieser Melodie zum Ausdruck, aber auch im zentralen Thema des Scherzos, das im Finale aufgegriffen wird. Beim Spielen des Werks spürt man diese Liebe, aber auch seine Dankbarkeit und Freundschaft gegenüber Schumann, den vielschichtigen Gefühlssturm, den er bei dem befreundeten Paar erlebt haben muss. Im Gegensatz zu den vorherigen Sätzen ist das Finale in Moll von schmerzhaften Gefühlen und Verzweiflung durchzogen. Nach dem Scherzo kommt ein sehr mystisches Adagio… Angèle: Unsere dreiwöchige Arbeit mit Eberhard Feltz hat uns besonders gezeichnet. Als wir mit dem Spiel des Adagios begannen, unterbrach er uns und erzählte von dessen himmlischen Aspekt in der anfangs zu hörenden Quinte. Er stellte sie uns als Blick gen Himmel vor: „Diese Quinte ist Gott!“ Er bat uns Dutzende Male, von vorn anzufangen, bis wir den Himmel erreichten. So trieben wir die Interpretation dieses Satzes viel weiter, als wir uns hätten vorstellen können.

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