32 EVERLASTING SEASONS Mit welcher Einstellung sind Sie nach mehreren Einspielungen rund um die amerikanische Musik nun das romantische Repertoire angegangen? Vanessa Wagner: Zwar hat die sogenannte Minimal Music in letzter Zeit einen bedeutenden Platz in meinem Leben eingenommen, doch ich habe nie aufgehört, das klassische und romantische Repertoire zu spielen. Vor allem verbindet mich eine lange Beziehung zu Griegs Werk. Seine Lyrischen Stücke kenne ich seit meiner Kindheit und empfinde noch immer immense Freude beim Spiel seines Klavierkonzerts. Dennoch würde ich sagen, dass meine Erkundung des musikalischen Minimalismus Türen geöffnet hat, deren Schwellen ich noch nie überschritten hatte. Es ist eine mysteriöse, nach innen gekehrte Welt, die das Gefühl der Improvisation und einer Reise zu sich selbst vermittelt. Die Raum-Zeit ist darin anders. Davon ist mein Spiel heute genährt und bereichert, glaube ich. Ich nehme mir mehr Zeit, Dinge zu sagen, und fürchte Langsamkeit nicht. Musik interessiert mich vor allem, wenn sie eine Form der Nähe herstellt.
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