LDV125

44 FAURÉ ∙ NOCTURNES Diese Prise Humor und Bescheidenheit beschreibt seine Persönlichkeit gut. Aber damit verdeutlichte er auch, dass seine Musik im Gegensatz zu Debussys nicht anschaulich ist. Dahingehend ist sie mit Johann Sebastian Bachs Musik vergleichbar. Es ist reine Musik. Wie seine Polyfonie ist sie ebenso zum Lesen wie zum Spielen da. Sie ist auch nicht für große, hell beleuchtete Bühnen gedacht. Bachs Name ist hier sehr passend, denn wie in den Werken des Thomaskantors fließt auch bei Fauré die musikalische Kontinuität. Die Musik enthält wenige Augenblicke der Stille, fordert jedoch Stille ein! Mit ihren Flüssen aus Sechzehntelnoten, ihren Linien, ihrem Kontrapunkt ist sie horizontal gedacht. Ihre harmonischen Merkwürdigkeiten entspringen oft Zufallstreffen der melodischen Linien. Daraus ergeben sich unerwartete Farben, welche eine höchst besondere Harmonie bilden.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTAwOTQx