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40 FAURÉ ∙ NOCTURNES Als solche ist die Elfte Nocturne höchst besonders… Ihr Ton ist wehmütig. Fauré widmete sie dem Gedenken an die zu früh verstorbene Noémi Lalo, der jungen Ehefrau des Kritikers Pierre Lalo. Die ungewöhnliche Tonart verleiht dem Stück seine tragische Färbung. Der nüchterne, feierliche Stil macht Platz für Stille und offenbart eine intensive unterdrückte Emotion. Gehen wir einen Schritt zurück zur Siebten Nocturne in der düsteren Tonart cisMoll, welche die künftige Nüchternheit anzukündigen scheint. Sie ist quasi ein Trauerstück. Der schmerzerfüllte Rhythmus des Anfangs erinnert mich an einen Trauerzug. Sie ist wenig melodisch und von Resignation, dann Wut und großem Kummer durchzogen. Nach einer der Romantik entlehnten lyrischen Episode hebt sich die düstere und bedrückende Stimmung in der Coda durch die Magie der enharmonischen Verwechslung. Dies ist eine für Fauré typische Vorgehensweise: Die Tonart cis-Moll verwandelt sich in Des-Dur, und durch diesen genialen Trick geht die Strenge in Sanftheit und Trost über.

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