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27 DAVID GRIMAL, ITAMAR GOLAN Wie haben Sie die drei Werke ausgewählt? David Grimal: Wir wollten das letzte Jahrhundert durch das Prisma der künstlerischen Blüte angehen, die zahlreiche Musiker in Paris vereinte. Das Verschmelzen, Vermischen, Aufeinandertreffen und Aufeinanderprallen mehrerer Welten faszinierte uns. In der Zwischenzeit hatte der Krieg zwischen Russland und der Ukraine begonnen, und wir verspürten die gesammelte Anspannung. So steuerten wir das französisch-russisch-ukrainische Programm an (Prokofjew ist in der Ukraine geboren). Damit einher ging die bescheidene Hoffnung auf eine Versöhnung der Völker, die nichts gegeneinander haben. Wie gewohnt ist es ein Problem des Dirigenten, wenn ich das so sagen darf, für das sich das Orchester nicht entschieden hat. Itamar Golan: Erinnern wir an die Universalität dieser Stücke, die Grenzen überschreiten. Wir leben in einer sehr schwierigen Zeit, nicht nur in Bezug auf den Krieg, und die Musik verkörpert die Hoffnung, das Wiederaufleben und den Willen, nie aufzugeben, immer vorwärtszugehen. David Grimal: Es scheint mir unsinnig, Schuld bei den russischen Künstlern zu suchen, auch wenn ich die Strafen für einige verstehe, die keinen Abstand zum Regime nehmen können. Mein Lehrer Philippe Hirschhorn ist in den baltischen Ländern geboren und kam aus der UdSSR (wo er sehr unter dem sowjetischen Regime litt). Durch ihn fühle ich mich ein wenig als Erbe der russischen Schule. Ich bin sicher, dass sich unsere Völker nach dieser düsteren Zeit wieder versöhnen werden.

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