LDV115-6
34 BACH | SUITEN FÜR VIOLONCELLO SOLO Die strahlende Tonart C-Dur erhellt die Suite Nr. 3 . Sollte man sie gedanklich vielleicht auf die Orgel übertragen? Die Pracht und Schönheit der Melodie scheinen die bunten Fenster einer imaginären Kathedrale zu beleuchten. Nach dem Prélude singt die Allemande mit einer erfreulichen Fantasie, während die Courante spurt und unerbittlich ein Netz mit perfekten Kurven spinnt. Die Sarabande ist die beeindruckendste des Zyklus. Sie braucht die gesamte Bogenlänge und offenbart sich mit einem polyfonen Reichtum, der manchmal zweifeln lässt, ob sie nur für zwei Stimmen komponiert wurde. Der populäre und fast volkstümliche Aspekt der beiden Bourrées führt nach einer solchen Sarabande zu einer verdienten Entspannung. Mit denselben Farben aber einer durch ihren klanglichen Rausch verstärkten Virtuosität beendet die Gigue die Suite . Das Prélude der Suite Nr. 4 Es-Dur beschwört ebenso den Klang der Laute wie des Hauptwerks der klassischen Orgel herauf. Der Atem, der unaufhörlich in die tiefen Stimmen abgleitet, scheint keine Unterbrechung zu dulden. Nach einem derart ernsten Stück trägt die Allemande die Melodie einer lyrischen, improvisiert anmutenden Stimme. Der fröhlich tänzerischen Courante fehlt es weder an Finesse noch an Humor. Ist es ein Dialog zwischen zwei Figuren, die sich anvertrauen, losprusten und befragen? Das Geständnis der Sarabande ist weitaus distinguierter. Welch Kontrast mit den beiden so dörflichen Bourrées und der Gigue ohne Hintergedanken!
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