LDV110
32 DEBUSSY ∙ MURAIL | RÉVOLUTIONS Der Übergang von Tristan Murails zu Claude Debussys Musik ist letztendlich wie das Erschaffen einer gigantischenBrücke innerhalb einer bekanntenGeschichte… Ich würde es eher eine spannende Gegenüberstellung nennen! Wer Debussys Feux d’artifice , das letzte seiner Préludes , vor oder nach einem von Murails Werken hört, muss sich kaum umstellen. Im Übrigen ist das Stück Cailloux dans l’eau, hommage à Debussy (z. Dt.: Steine im Wasser), das ich 2017 uraufgeführt habe, eine Hommage an Debussys Reflets dans l’eau (z. Dt.: Spiegelungen im Wasser) – wobei die Wahl der Präposition „in“ statt „auf“ übrigens wesentlich ist. Was Debussys Préludes angeht, erscheint das zweite Heft ebenso wunderbar wie das erste, doch vielleicht noch visionärer und revolutionärer, so sehr, dass man sich fragen kann, ob Brouillards und Feux d’artifice wirklich um 1910 entstanden sind! Finden Sie, dass die aus mehreren Stücken bestehenden Préludes dennoch einen einzigen Zyklus darstellen, wenn Sie sie im Konzert spielen? Auf den ersten Blick nein. Wenn man Les Tierces alternées vor Feux d’artifice spielt, offenbart sich kein besonders logischer Ablauf. Und dennoch… Im Konzert muss man an das Präludium denken, das man gerade gespielt hat, und an jenes, das man gleich spielen wird. Debussy hat ihnen eine gewisse Reihenfolge gegeben. Komponisten tun nie etwas zufällig. Ist ihnen etwas übergeordnet? Die Dauer der Stille, der Atempause zwischen jedem Stück ist ebenfalls von Bedeutung.
RkJQdWJsaXNoZXIy OTAwOTQx