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22 MOZART IN DER OPER Mozart in der Oper: Ist die Konzertarie Ch’io mi scordi di te eine Opernarie ? Ursprünglich sollte sie in Idomeneo vorkommen. Aber die Eigenheit der (zahlreichen) Konzertarien Mozarts ist es, dass sie sich überall anbringen lassen, sogar in den Opern anderer Komponisten! Doch diese hier ist besonders: Zunächst wegen ihrer warmen, mit einem b versehenen Tonarten, die sich in Figaros Hochzeit und Cosi wiederfinden. Aber vor allem, weil Mozart dem Orchester das Klavier beifügte und die Arie Nancy Storace widmete, einer Sopranistin, die es ihm angetan hatte. Die Widmung ist unmissverständlich: „Für Mselle Storace und mich“. Und der Text der Arie? „Sorge nicht, o Vielgeliebter, dies Herz ist auf ewig dein“... Was trägt die Fantasie KV 475 zum Programm bei? Ich würde sagen, dass sie ganz allein den Titel der CD rechtfertigt. Der Vorhang hebt sich in der Dunkelheit, ein ernster, weihevoller Charakter kommt von allen Streichern zum Ausdruck, dann folgt eine Aufreihung frappierender Modulationen, die jene der tiefen Töne der Sonate für Klavier zu vier Händen KV 497 ankündigt. Daraufhin setzt sich der gesamte Opernmechanismus in Bewegung, zwar in Miniatur, aber absolut offensichtlich: Arie für Mezzosopran, Intermezzo secco des Orchesters, Arie für Sopran, Kadenz mit Vokalise, Duo für Sopran und Mezzosopran, Orchestertutti während des Szenenwechsels bei gehobenem Vorhang, Rezitativ mit Orchester, Rückkehr zu den Motiven der Eröffnung, ein bisschen wie Don Giovanni , wenn die Statue des Komturs das Ouvertürenthema singt.
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