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37 MICHEL DALBERTO Sie haben das Album auf einem Carl-Bechstein-Klavier eingespielt. Die Klaviersonate wurde im Übrigen von Hans von Bülow auf einem Instrument desselben Klavierbauers uraufgeführt, um für dessen neuen Flügel zu werben. Erzählen Sie uns von der Wahl Ihres Klaviers. Das Einspielen auf dem Bechstein war ein Augenzwinkern. Ich schätze seine Klangfülle und hatte bereits eine Fauré-Platte auf einem Klavier dieses Bauers eingespielt, weil Perlemuter mir erzählt hatte, dass Fauré ein Bechstein besaß. Debussy lobte diese Klaviere ebenso in den Himmel. Mir gefallen die Tonlänge, die Klarheit der tiefen Töne des Instruments und die Mischung aus Sanftheit und Klangprojizierung. Dennoch habe ich versucht, zu den Ursprüngen der „historisch informierten“ Interpretation zurückzukehren. Die einzige Wahrheit, die uns mit der Musik verbindet, ist die Partitur. Hingegen – und das sage ich meinen Studenten am Pariser Konservatorium regelmäßig – achte ich besonders auf die Nuancen in direkter Verbindung mit den Instrumenten, die zur Zeit der Uraufführung gespielt wurden. Nikolaus Harnoncourt hatte recht, als er sagte, dass Komponisten vor allem gespielt werden wollen und folglich für das ihnen zur Verfügung stehende Instrumentarium schreiben. Nie würde ein Musiker von gestern oder heute Nuancen für hypothetische zukünftige Instrumente angeben. In der Tat sind manche „irrealistische“ Nuancen in bestimmten Partituren oft psychologischer Art. Jeder kann sie auf seine Weise in sein musikalisches Denken integrieren.
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