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Geht man aber die Diskografie Ihrer Lehrer durch, insbesondere am Pariser Konservatorium, stellt man fest, dass Liszt in deren Repertoire nicht fehlte. Raymond Trouard hat dem Komponisten mehrere Alben gewidmet und sogar Vlado Perlemuter hat Liszts Klaviersonate h-Moll eingespielt. Wie Sie ahnen, habe ich Liszt nicht in Perlemuters Unterricht bearbeitet. Bei Raymond Trouard war es anders. Er ist ein bemerkenswerter Lisztianer, auch wenn die von ihm gelehrte Technik – die „hohe Artikulation“, wie er sie nannte – im Gegensatz zu dem stand, was ich bei Perlemuter gelernt hatte. Dafür hatte ich am Konservatorium einen besseren Harmonie-Lehrer, Alain Bernaud, der Liszt liebte und mich die Klaviersonate h-Moll gründlich studieren ließ. Wie sehr ich diese vor der Partitur verbrachten Wochen doch schätze! Ich habe meine Anmerkungen behalten, und Sie können sich nicht vorstellen, wie wertvoll dies später war. Noch eine Anekdote: Ich erinnere mich, dass unser Lehrer „gegensätzliche Aufeinanderfolgen“ hervorhob (5'52 bis 6'04, 13'49 bis 14'02 sowie 24'13 bis 24'24), das heißt Aufeinanderfolgen von Akkorden, die im Gegensatz zueinander stehen – ein System, das später von Bartók und Kodály übernommen wurde und auch im Jazz zu finden ist. 32 LISZT | ONCE UPON A TIME
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