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28 BALLETS La Valse ist ein komplexes Werk. Welche Klavierversion haben Sie ausgewählt und wie sehen Sie diese? La Valse wurde von Djagilew in Auftrag gegeben. Ravel komponierte zunächst eine Klavierversion mit Besetzungsangaben, die Djagilew vorgestellt werden sollte. Dann kamen die Orchesterpartitur und eine weitere für zwei Klaviere, deren Orchestereffekt offenkundig ist. Anhand dieser beiden Versionen vervollständigte ich die ursprüngliche Klavierpartitur zur Wiederherstellung des Orchesterklangs. Ich wollte La Valse nicht als Tragödie auslegen. Für mich ist das Stück vom Wesen des Wiener Walzers gezeichnet. Man sieht sich von einem Saal in den nächsten wandeln. Die Tänzer sind nie dieselben, tragen unterschiedliche Kostüme. La Valse besteht aus aufeinanderfolgenden Tableaus. Darum sagte Djagilew: „Es ist ein Meisterwerk, aber kein Ballett. Es ist das Gemälde eines Balletts.“ Gewiss verströmt es den Duft der Dekadenz, doch diese ist befreiend und festlich. Die Musik wendet sich nach dem Krieg einer neuen Welt zu. Sie gehört nicht mehr dem geschlossenen Wiener Kreis an. Ravel, der Humanist, schenkte sie der Welt, und sie endet mit einer Apotheose.

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