LDV89
Ist das gemeinsame Musizieren seit der Pandemie wertvoller geworden? Adrien — Ganz sicher. Jeder hat sich Gedanken darüber gemacht, was wichtig ist im Leben. Die Musik war für mich schon immer etwas Zentrales, aber erst jetzt ist mir klar geworden, wie tief sie in mein Leben spielt und wie sehr ich Musiker sein möchte. Deshalb hatte das gemeinsame Proben noch einmal eine ganz besondere Qualität für uns, oder? Danae — Absolut. Und die Musik wieder mit dem Publikum zu teilen, erfüllt mich mit einer neu gewonnenen Dankbarkeit. Nichts ist selbstverständlich, auch das haben wir gelernt.. Sie haben Ihr Album ganz romantisch „Bohème“ genannt – nicht zu verwechseln mit Giacomo Puccinis Oper. Gibt es nicht doch etwas Verbindendes? Adrien — Ich meine schon. Unser ganzes Programm basiert auf Gefühlen, genau deshalb geht uns doch auch Puccinis „La Bohème“ so nahe, das ist unglaublich intensive Musik. Wir haben versucht, die unterschiedlichsten Emotionen hörbar zu machen. Nehmen Sie Yann Tiersens „Tempelhof“, das ist ein stilles, verträumtes Stück in zurück genommenem Tempo. Jeder kennt solche innigen Phasen, die nahe an der Melancholie sind. Ganz anders werden Sie den sechsten von Brahms‘ „Liebesliederwalzern“ op. 52 empfinden. Der ist wieder so frisch, dass man sofort tanzen will. 34 CHANSON BOHÈME
RkJQdWJsaXNoZXIy OTAwOTQx