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52 DEBUSSY_12 ÉTUDES • LE MARTYRE DE SAINT SÉBASTIEN Sie haben ein zeitgenössisches Stück der Études ins Programm aufgenommen, Élégie aus dem Jahre 1915, ein trauriges und resigniertes Werk, wie in sich selbst zurückgezogen, sowie Les Soirs illuminés par l’ardeur du charbon (zu Dt.: In Nächten leuchtend von der Kohle Glut) von 1917, dessen Titel von Baudelaires Der Balkon entlehnt ist und das wie ein Abschied von Debussys Klangwelt und seinemWerk klingt. Darin findet sich im Übrigen ein Zitat aus Les sons et les parfums tournent dans l’air du soir , als müsste er ein letztes Mal an die Symbolwelt der Préludes anknüpfen.Was denken Sie über den späten Debussy und seine packende Lossagung von der Welt? Nach der kurzzeitigen Lebenslust im Sommer 1915, Debussys letzte große Schaffenswelle, verfiel dieser in die tiefe Depression, die ihn seit Kriegsbeginn verfolgte und die noch durch seine unerbittliche Krankheit verstärkt wurde. Er komponierte Élégie im Dezember, als er sich einer schweren Operation unterziehen musste. Die wenigen dunklen Takte, wie niedergestreckt, spiegeln diese Verzweiflung wider, und die Melodie der linken Hand, niedergeschlagen und unendlich traurig, mit unsicheren Harmonien, ist eine der packendsten Dinge, die Debussy komponierte. Lange glaubte man an seinen letzten Abschied an das Instrument.
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