LDV78.9
50 BEETHOVEN Wie empfinden Sie die Entwicklung der Schreibweise von Beethovens Sonaten? Ich denke, dass mit der Waldstein-Sonate, Op. 53, die im Jahr 1804 fertiggestellt wurde, eine grundlegende Veränderung eingetreten ist. Der Beginn dieser Sonate – mit den donnernden Bässen – besitzt eine nahezu impressionistische Atmosphäre. Das ist bestimmt kein Debussy, aber ich empfehle meinen Schülern am Pariser Konservatorium, diese donnernde Seite des Klangs zum Ausdruck zu bringen und gleichzeitigdie Klarheit der Schreibweise beizubehalten... Bei diesemBeispielmuss ich daran denken, dass man bei Beethoven nicht von Phrasierung sprechen darf, sondern von Artikulation und Akzentuierung. Der Begriff Phrasierung kommt erst bei den Komponisten der Romantik auf. Beethoven bleibt vor allem ein „Klassiker“ und seine ersten Sonatenwerden vonHaydns Schreibweise beeinflusst.
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