LDV201
ANDRÉ ISOIR 37 TOCCATA, ADAGIO UND FUGE C-DUR BWV 564 Hier handelt es sich ebenso um ein frühes Werk aus der Weimarer Zeit, in der Bach das Instrument spielte, obwohl er später keinOrganistmehr seinwürde, und in der er die größten Orgelwerke schrieb. Die Toccata besteht aus zwei großen Teilen ungleicher Länge: Zunächst ein Rezitativ voller unerwarteter Elemente, bei demman nicht entscheiden kann, ob die Fantasie oder die Finger flinker sind, dann ein umfangreiches Solo des Pedals – das längste und originellste imWerk Bachs – 19 Takte, bei denen die Zellen einander antworten, verziert mit Zweiunddreißigstel-Doppelschlägen, Trillern und wimmelnden Sechzehntel-Triolen. Das Adagio steht in vollem Kontrast dazu: InwenigenTaktenoffenbart es eine der bewundernswertesten Melodien aus Bachs Feder, die dem Sopran in einer strengen vierstimmigen Polyphonie anvertraut wird, während der Bass regelmäßig wie die Pizzikati eines Streicherensembles punktiert. Das Subjekt der Fugeweist Parallelenmit der Eröffnung der Toccata auf und verhält sich zu ihr wie die Antwort auf eine Frage. Doch ihre Durchführung zeigt, dass Bach sein natürliches Ungestüm zu beherrschen lernt, indem er sie einer komplexen Gliederung unterwirft: Damit sein Subjekt besser zur Geltung kommt, stellt er ihm ein Kontrasubjekt gegenüber, das mit seinen instrumentalen Verzierungen einen scharfen Kontrast bildet. Zunehmend brillanter mündet das Zwischenspiel in einem Toccatafinale.
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