LDV201

36 BACH_TOCCATEN & FUGEN FANTASIE UND FUGE G-MOLL BWV 542 mit TRIO D-DUR BWV 583 Dies ist eines der großen Meisterwerke der Orgelliteratur, in dem das Genie und dieGabe Bachs amoffenkundigstenhervorsprudeln, in demdie brodelnde Fantasie am besten mit dem strengen Aufbau verschmilzt. Wahrscheinlich komponierte er es 1720, als er kurz nach demAbleben seiner ersten Frau nach Hamburg reiste. Die dramatischen Klagewellen der Fantasie, die schmerzliche Lamentation, der dieVernunft Einhalt gebietenwill, haben einen zu intensiven Tonfall, um nicht derWiederschein einer schweren Prüfung zu sein. Die bezaubernde Fantasie beginnt mit einem großen dramatischen, fast improvisierten Rezitativ, dasmit seinen Erschütterungen nahezu die gesamte Breite des Manuals umspannt, worauf eine besänftigte mehrstimmige Sequenz antwortet. Auf den grandiosen Pathos der Fantasie entgegnet die Fuge des errungenen Sieges. Obgleich in der Tonart Moll bekräftigt ihr wunderbares Subjekt, das ein norddeutsches Volkslied umformt, den Triumph einer fast fröhlichen Energie über die lockende Verzweiflung. Gleich am Ursprung verleiht eine kräftige und gleichmäßige Dynamik dem Arabesk Stärke, der Kurve Strenge, dem Diskurs Unterstützung. Im Laufe der sechs Abschnitte schreitet die Fuge unerbittlich bis zu ihrem Ende fort und zeugt von der stolzen Bejahung der Persönlichkeit des Musikers, der das Auf und Ab des irdischen Lebens meistert.

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