LDV18
Das Streichquartett in C-Dur op. 61 unterscheidet sich grundlegend von den vorhergehenden Quartetten. In diesemWerk benutzt Dvořák nicht eine Melodie, die man als slawisch bezeichnen könnte. Diesmal findet er seine Inspiration bei Beethoven und Schubert. Und dieseAbwesenheit jedweder slawischenDimension weist dem Quartett eindeutig eine Sonderrolle im Werk des Komponisten zu. Doch sollte man es wie eine neue Etappe in der Entwicklung von Dvořáks Sprache und Stil lesen, und es erweist sich unleugbar als eines seiner meistvollendeten Kammermusikwerke. Das Quartett op. 61 weist einen Sinn für Gleichgewicht und klassische Proportionen auf, aber auch eine erstaunliche Tiefe sowohl in der Reflexion als auch im Ausdruck; seine perfekt geführten Motive verbinden sich durch alle vier Sätze hindurch durch eine formell sehr dicht gehaltene Gestaltung. Der erste Satz überrascht durch die quasi unendliche Entwicklungslinie seines Hauptmotivs, durch seine sehr vielgestaltigen Schlussvariationen und seine harmonische Durchführung, die von einer konstanten Schöpfungskraft zeugt, wobei der Satz zugleich von der Sonatenform unabhängig bleibt. Der zweite Satz, ist – dank des dialogischen Aufbaus des Hauptmotivs und seiner zwingenden chromatischen Modulationen – eines von Dvořáks bemerkenswertesten Adagios. Im Scherzo scheint Beethoven omnipräsent zu sein, insbesondere in den unstillbaren Rhythmen des Hauptteils. Seinen Höhepunkt erreicht dasWerk mit dem vierten Satz, dessen überschwängliche Freude am Ende einer turbulenten Koda Platz macht.
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