LDV18

AntonínDvořák verstand sich darauf, der Natur zu lauschen. In seinemGeist wurde die Wirklichkeit der Elemente in musikalische Bedeutungen umgewandelt, er überführte die Dinge vom Konkreten ins Spirituelle. Bäume, Himmel, Steine, alle waren sie Gesang. Der Naturalismus der Dorfmusiken verwandelte sich in poetische Rhythmen. Die Landschaften, die Erde, alles sang. Als Dvořák fast vierzig Jahre alt war, war er ein international anerkannter Komponist, und das ging so weit, dass er unter den Aufträgen für neueWerke, und zwar nicht nur für die Verleger, einknickte; denn auch die Interpreten kamen mit Anfragen zu ihm. So ersuchten einige der berühmtesten Musiker seiner Zeit ihn – Jean Becker und Josef Hellmesberger, die vor allem für Kammermusik berühmt waren – mit der Bitte, er möge ihnen doch ein Streichquartett schreiben – Jean Becker bestand ganz besonders darauf, dass es „im slawischen Geist“ gehalten sei. Das Streichquartett in Es-Dur op. 51 (das eben den Untertitel „Slawisch“ trägt) wurde unter dem Einfluss der slawischen Musik geschrieben. Das Motivmaterial, die Rhythmen, die Harmonik, alles zeugt von einer Inspiration, die vom Geist der Volksmusik herrührt, die aber von Dvořáks Geist geformt ist. Die vier Sätze sind in Sonatenform gehalten, mit einigen Freiheiten im Vergleich zu der traditionellen Praxis (so beginnt zum Beispiel dieWiederaufnahme des ersten Satzes nicht mit dem ersten Motiv, sondern mit dem Zweiten). Der zweite Satz ist mit seinen zwei sehr kontrastreichen Motiven eine der feinsinnigsten Dumkas, die Dvořák je geschrieben hat. Der dritte Satz ist mit „Romanza“ überschrieben, es handelt sich um ein intim und träumerisch gestaltetes Nocturne. Der Schlusssatz ist die Stilisierung einer Skočná , eines flinken und rüstigen tschechischenVolkstanzes. Die äußerst gewandten Melodien, die ganz besonders ausgefeilte Kompositionskunst machen aus diesemWerk eines der meistvollendeten Quartette des Repertoires.

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