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51 TALICH QUARTETT Wie ist IhreWahrnehmung von Dvořáks Streichquartetten in der Geschichte dieses Genres, welchen Platz weisen Sie ihnen zu? Dvořáks Streichquartette bilden den Sockel des Repertoires eines jeden tschechischen Quartetts. Sie bedeuten uns sehr viel, sie sind ganz wesentlich für uns. Wenn Smetana der Initiator der tschechischen Musik ist, so ist Dvořák noch weiter gegangen. Sein Inspirationsquell liegt woanders: Die mährische Musik, die Slowakische, die Polnische, die Russische, sie alle haben dazu beigetragen, dass er eine typisch slawische Klangwelt erschuf, aber immer in seiner ganz eigenen, intimen und feinen Sprache. Wenn wir Dvořák spielen, dann wissen wir, dass wir zuhause sind, bei uns in unserem musikalischen Idiom. Die Melodien, die Fülle der Harmonik, die Magie der Rhythmen haben dieses besondere Etwas, das so unbändig slawisch ist. Ich bin mir sicher, dass ein Quartett aus Budapest dieselbe Vertrautheit verspürt, wenn es Bartók spielt. Dvořákwollte sich vomVorbild Beethovens befreien. Hat er es Ihrer Meinung nach dadurch geschafft, dass er seinen Quartetten vor allem einen bewusst tschechischen Ton verlieh? Dvořák interessierte sich für jede Art Musik, er suchte ganz offensichtlich in der neuen deutschen romantischen Musik nach Inspirationsquellen, vor allem bei Wagner und Liszt. Aber in den letzten Jahren des 1870er Jahrzehnts ist er zu einer klassischeren Form zurückgekehrt, zu Beethoven, aber auch zu Schubert.

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