LDV18
49 TALICH QUARTETT Tschechisch das Ganze? Warum auch nicht. Aber die feinfühligen Äußerungen, die weite Geste ließen mich vor allem immer an den Klang der Wiener Streichquartettschule denken. Ohne gleich bis zum Barylli Quartett oder bis zumWiener Konzerthaus Quartett zurückgehen zu wollen, so erinnertenmich dieWärme und das Licht der Talichs an die Wärme und das Licht des Weller Quartetts. Mit der Zeit lief dann alles immer weiter auseinander. Eine neue Generation junger, tschechischer Streichquartette sorgte für imposante Unterhaltung: Das Škampa Quartett und das Pavel Haas Quartett spielten harsch und trocken, virtuos und schroff. Licht, Anmut und Zärtlichkeit blieben das Privileg der Talichs, obwohl auch sie sich verjüngt hatten, seit Jan Talich Junior die erste Geige übernommen hatte. Vielleicht ist es nur Einbildung, denn alle ihre Musiker haben außerhalb Tschechiens studiert, ihre Kunst entstand im Kontakt mit den bedeutenden Quartetten im deutschsprachigen Raum und mit den großen amerikanischen Streichquartetten. Und dennoch, hier sind sie, die „neuen Talichs“, mit allem, was zu dem golden schimmernden Geheimnis ihrer Klangfarbe, der Geschmeidigkeit ihrer Sprache, der Leichtigkeit ihrer Noten und der Tiefe ihres Ausdrucks dazugehört. Und selbst wenn man weiß, dass die Herkunft und die verschiedenen Schulen nicht alles sind, so findet hier dennoch der beflügelte, zarte Klang, der die Moden überdauert hat, endlich wieder zurück zu Dvořák. Eine Rückkehr? Nein, ein Beginn. Und um dies weiter zu erhellen, haben sich die Talichs bereitwillig unseren Fragen gestellt…
RkJQdWJsaXNoZXIy OTAwOTQx