LDV15

Philippe Cassard: Cédric, kannst Du bitte in ein paarWorten Deine Wahrnehmung der drei vierhändigen Werke der CD benennen … Cédric Pescia: Die Tonart A-Dur des Rondos lässt mich an andere, spätere Meisterwerke denken, an Werke mit Klarinette in Mozarts letzten Lebensjahren (das Klarinettenkonzert, das Klarinettenquintett). Das Rondo ist, von diesen drei vierhändigen Stücken, das Stück das mich an tiefsten berührt. Die Linienführung des Hauptthemas stellt eine der meistvollendeten Melodien Schuberts dar, eine Melodie von ungeheurer Melancholie, und das bis hin zu den letzten Takten (bei denen man an das Ende der Fantasie in f-Moll denken muss, doch eher in einer resignierten denn tragischen Weise). Schubert nimmt in diesen Takten Abschied von seinemThema und hört gar nicht mehr auf damit, zu enden … Lebensstürme : Hier haben wir einen visionären, einen stürmischen Schubert, ganz außer Atem. Beethoven ist nicht weit, Bruckner wird vorweggenommen (das zweite Thema!). Fantasie : Eine beeindruckende Konstruktion, wo zahlreiche Facetten Schuberts einander ablösen: Die Melancholie des ersten Themas, das auf dermaßen viele Arten beleuchtet wird und dermaßen viele verschiedene Tonarten durchläuft (und von dem man nicht zu sagen vermag, was dabei ergreifender ist, das Dur oder das Moll); die energisch-wunderliche Seite des Largo (dessen Triller die Triller von Mahlers 3. Sinfonie ankündigen), der (noble und gefühlsbetonte)Tanz des 3. Satzes, und dann noch die große (doppelte) Fuge, die jäh auf der Dominante endet, bevor dann das Thema ein letztes Mal erklingt, herzzerreißend, ohne jede Hoffnung. 55 PHILIPPE CASSARD & CÉDRIC PESCIA

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