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49 PHILIPPE CASSARD & CÉDRIC PESCIA Ein letztes Wort an die Puristen. Cédric Pescia und ich spielen weder im Konzert noch auf dieser Aufnahme die Wiederholung des erstenTeils der Lebensstürme . DasWerk ist für denHörerwie auch für die Ausführenden dermaßen dramatisch und verdichtet und auch strapaziös, und die wiederholten Akkorde des Anfangsthemas kehren so oft wieder, dass uns die emotionale Wirkung ohne diese Wiederholung sehr viel stärker erscheint. Ich habe mich entschieden, die Wiederholung des ersten Satzes der Sonate nicht zu spielen, und dies nicht nur, damit der Gesamtzeitplan der CD die drei vierhändigen Stücke von 1828 zulässt. So wie der Übergang, der zur Wiederholung des ersten Satzes der Sonate D960 führt, dadurch gerechtfertigt ist, dass er einen wunderbaren Knalleffekt erzielt, sowürde dieseWiederholung demVorüberziehen der Landschaften nichts weiter hinzufügen. Ich bin Swjatoslaw Richter, der mal behauptet hat: „ Die Pianisten, die die Wiederholungen nicht spielen, lieben die Musik nicht! “, ein wenig böse. Ruhmreiche Vorläufer, Schubertinterpreten der Geschichte wie Artur Schnabel, Eduard Erdmann, Wilhelm Kempff oder Alfred Brendel, haben sich ebenfalls dazu entschieden, den ersten Satz ohne Wiederholung zu spielen. Doch zeugt jede Note ihrer Schubertinterpretationen von der unverwüstlichen Kraft eines musikalischen Bündnisses, das unaufhörlich neue Kräfte schöpft.

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