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Eine Befreiung, die man dann in vollen Zügen in der vierten Ballade auskostet … Chopin geht hier noch ein ganzes Stück weiter im Ergründen der Harmonik und in dieser Polyphonie, die in das Schreiben dringt. Er gibt deshalb noch lange nicht die begleitete Melodie auf, aber er erweitert seine Palette beträchtlich. Die Erfindung Chopins überrascht immer wieder. Allgemein kann man sagen, dass, was auch immer Chopin imVirtuosen oder beim komponierenden Erforschen tut, nichts bei ihm je erzwungen oder prahlerisch ist. Alles steht stets im Dienste der poetischen Rede. Das ist besonders frappierend in der Ballade in f-Moll . Die vierte Ballade ist zudem von einem etwas entrückten Charakter, wie als nehme Chopin hier Abstand von den Dingen der Welt, selbst wenn die Kraft der Coda uns wieder zurückträgt zu den epischen Kämpfen der Jugend. Folgt man den vier Balladen, so nimmt man eine unglaubliche Veränderung im Schreiben und im Gefühl war. Diese Veränderung hat sich in sehr kurzer Zeit vollzogen: Lediglich sieben Jahre trennen die Vollendung der ersten Ballade von der Komposition der Vierten ! 47 PHILIPPE BIANCONI
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